13.12.2011
Häuser ohne Bäume sind Häuser ohne Jahreszeiten
Gut neun Jahre ist es her, dass in Kall unter Protest vieler Anwohner in der Pfarrer-Reinartz-Straße zwei über 200 Jahre alte Eichen gefällt wurden. Kall hat zwar mittlerweile einen anderen Bürgermeister, einen neuen Beigeordneten und seit 2010 eine eigene Energieleitlinie, die den Schutz natürlicher Ressourcen sowie einen naturnahen Standort für Bürgerinnen und Bürgern beinhaltet. Für die Bäume an der alten Schule Golbach war das kein Schutz, denn hier hat die Verwaltung mal wieder selbst Hand angelegt und ihre alten Bäume umgesägt. Plötzlich steht das Haus verloren da, kahl wie ein "Kühlschrank", nach dem Motto: Deutschland (Golbach) aufgeräumt und ausgeräumt. Nur so ist die sinnlose Aktion zu verstehen.
Diplombiologen haben vor Ort festgestellt, dass die gefällten Kastanien weder morsch waren noch an Standfestigkeit litten. Kleinere Löcher im Stamm sind durch fehlerhafte Pflege entstanden, hier sind vor Jahren Ãste unsachgemäß entfernt worden. Diese Schäden hätten mit geringem Aufwand wieder behoben werden können. Gerade Kastanien ließen sich durch regelmäßige Pflege stark zurückschneiden, was eine Verstopfung von Regenrinnen reduziert hätte. Auch die immer wieder angeführte Verkehrssicherheit traf nicht zu, da das Stammholz weder morsch noch beschädigt war. (Hiervon sind Bilder vorhanden). Wurzelschäden am asphaltierten Umfeld sind nicht zu erkennen.
Was dort vernichtet wurde, gefährdet eine alte Kultur, die Menschen im Einklang mit Bäumen an Häusern sieht. Man pflanzte bewusst Laubbäume, die im Sommer Schatten spendeten und im Winter Licht und Wärme durchließen. Heute dominieren in unseren Gärten und Anlagen Koniferen und Unmengen von Blaufichten. Das führt in kurzer Zeit zu Wohnräumen, die immer dunkel bleiben.
Wir Grünen in Kall fordern schon seit Jahren eine Baumschutzsatzung. Das schützt nicht jedes Gewächs, macht aber sensibel für derartige Abholzaktionen. Wir werden über einen Fragenkatalog die Gemeinde auffordern, diese Abholzaktion aufzuklären, von der Verantwortlichkeit in der Verwaltung, der Politik (Ortsvorsteher), bis hin zur Verbuchung von Verkaufserlösen der nicht geringen Holzmengen. Des Weiteren haben wir eine Liste schützenswerter Bäume für die Gemeinde Kall erstellt. Wir wünschen von den Bürgern weitere Vorschläge, sowie Fotos und Paten. Es besteht bereits ein Antrag schützenswerte Bäume als Naturdenkmäler im Landschaftsplan / Flächennutzungsplan eintragen zu lassen.
Um in Zukunft Fehler bei der Pflege solcher Bäume zu vermeiden, sollte die Verwaltung Bauhofmitarbeiter entsprechend schulen lassen. Auch die katastermäßige Dokumentation der Bäume auf gemeindeeigenen Liegenschaften und deren Pflege sollte eingeführt werden.