Umwelt
-
Ein Anfang ist gemacht
13.02.2021
Ein Anfang ist gemacht - Naturwald in der Gemeinde Kall
Um dem immer dramatischeren Artenschwund der heimischen Tierwelt entgegen zu wirken, sollte gemäß der Nationalen Biodiversitätsstrategie bis zum Jahr 2020 ein Anteil von 10% des Waldes in öffentlichem Besitz als Naturwald ausgewiesen sein. Im 960 ha großen Waldbesitz der Gemeinde Kall ist das bisher nicht geschehen. Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hatte daher im September die Umsetzung dieser Vorgabe beantragt. Wie bereits in der örtlichen Presse berichtet, wurde unser Antrag in der Beratung des Ausschusses allerdings mehrheitlich abgelehnt. In der darauf folgenden Ratssitzung wurde aber immerhin die Übereinkunft erzielt, mindestens 5% des Kaller Waldes im Laufe des Jahres 2021 als Naturwald auszuweisen. Das ist ein erster, wichtiger Schritt, um der lokalen Artenvielfalt eine Zukunftsperspektive zu eröffnen. Wie im Mai 2020 durch das Landesamt LANUV NRW festgestellt wurde, ist in der Gemeinde Kall ein kreisweit herausragendes Defizit an Biotopen für die auf den Wald angewiesene Tierwelt zu verzeichnen. Über die Ausweisung von Naturwaldzellen können für Tiere und Pflanzen entsprechende Refugien geschaffen werden und erstere damit als Keimzelle für eine potenziell zukunftsweisende Waldstruktur dienen. Damit eröffnet sich nun auch die Möglichkeit, unseren Wald zukünftig nach dem höherwertigen FSC-Standard zu zertifizieren. Andere Kommunen und das Land NRW arbeiten bereits nach diesem Standard. Wir GRÜNEN sind bereit dazu und hoffen, dass andere Kaller Fraktionen wie SPD oder FDP, die beim Thema Wald ebenfalls zukunftsorientiert denken, diesen Weg mitgehen.
-
Klimawandel
24. Juni 2021
Klimawandel – steigende Risiken zwingen zur Anpassung
Alle sechs Jahre veröffentlicht das Umweltbundesamt die „Klimawirkungs- und Risikoanalyse für Deutschland“. Die jüngst veröffentlichte Analyse 2021 macht deutlich: der prognostizierte Klimawandel ist da, und er verändert durch höhere Durchschnitts-temperaturen, Hitze- und Trockenperioden sowie Extremwetterereignisse unser Leben, unsere Gesundheit und das Wirtschaftssystem ganz konkret.
Die steigende Hitzebelastung belastet das Herz-Kreislaufsystem, hohe UV-Belastung erhöht das Risiko von Hautkrebs, die Konzentration von Schadstoffen und Allergenen in der Luft steigt, die Verbreitung von Krankheiten durch Mikroorganismen und Insekten nimmt zu, z.B. durch heimische und neue Schildzeckenarten. Gleichzeitig steigt durch den demographischen Wandel die Sensitivität der alternden Bevölkerung. In der Landwirtschaft bereiten vor allem die Hitze und zunehmende Trockenheit der Böden Probleme, aber auch Hitzestress der Nutztiere, der z.B. zu geringerem Wachstum und geringerer Qualität bei Milch und Eiern führt. Klimarobustere Pflanzensorten und Nutztiere sind ein Weg, liefern aber weniger Ertrag. Mit den Klimazonen verschieben sich auch Vegetationsperioden und das Risiko von Ertragsausfällen durch Extremwetterereignisse nimmt zu. Den Wäldern setzen Trockenheit und Hitze besonders zu. Gleichzeitig wird die Vermehrung von Schadinsekten begünstigt, wie dem Fichtenborkenkäfer. Das Risiko großflächiger Waldbrände steigt ebenso wie das von Sturmschäden. Der Holzertrag wird dauerhaft sinken. Insgesamt wird für den Wald dringender Handlungsbedarf festgestellt.
Was können wir tun, um die Folgen zu begrenzen? Um ein erträgliches Mikroklima in den Innenorten zu schaffen, können Flächenverbrauch und Bodenversiegelung reduziert, und schattenspendende Grünanlagen oder kühlende Wasserflächen geschaffen werden. Im Freiraum gilt es Biotopverbundsysteme zu sichern und zusammenhängende Netze ökologisch bedeutsamer Flächen zu errichten. In der Landwirtschaft wird der Ausbau der ökologischen Landwirtschaft als transformative Klimaanpassung empfohlen. Aber auch Formen wie Agroforst und SoLaWi zeigen Möglichkeiten auf, die Austrocknung von Böden zu verringern bzw. durch regionale Vermarktung hochwertiger Produkte der Landwirtschaft den Weg in eine nachhaltige Zukunft zu ermöglichen. Der Wald muss über Jahrzehnte in einen klimarobusten Bestand gewandelt werden. Zur Stärkung der natürlichen Anpassung soll der Anteil des Naturwalds steigen und im bewirtschafteten Forst der Einschlag reduziert werden, damit Bäume länger wachsen und älter werden können.
Der Report schließt mit der Feststellung, dass die Überbeanspruchung der Natur durch den Menschen beendet werden muss. Hier finden Sie den Report des Umweltbundesamts. (Guido Huppertz) -
Warum wir mehr Naturwald brauchen, nicht Forstplantagen
21. Oktober 2020
Warum wir mehr Naturwald brauchen, nicht Forstplantagen
Wälder erfüllen Funktionen, die für das Leben auf unserem Planeten unverzichtbar sind. Aber die weltweite Waldfläche schrumpft Jahr für Jahr um über 20 Millionen Hektar, vor allem weil sie wirtschaftlicher Nutzung weichen muss.
Aber auch dort wo heute Wald steht ist die Frage: welche Qualität besitzt und welche Funktion erfüllt er? Unsere konventionell bewirtschafteten Forstwälder befinden sich durch langjährige Dürre, Schädlingsbefall und Sturmschäden in einem tiefgreifenden Umbruch. Die Forste kollabieren regelrecht, wodurch billiges Holz den Markt überschwemmt und die Preise abstürzen lässt, so dass viele Forstbesitzer – zu denen auch unsere Eifelgemeinden gehören – auf den Kosten der Forstwirtschaft sitzen bleiben und nach staatlichen Hilfen rufen.