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GRÜNE Kall

Zukunft entscheidet sich hier.

  

  

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31. März 2019

Stadt, Land, Schluss – Die Siedlungsfalle

Scherzfrage aus der Zukunft: was haben Kall und Mallorca gemeinsam? Antwort: beide wurden durch ausufernde Bautätigkeit in eine strukturelle Schieflage gebracht. Was ist der Unterschied zwischen Kall und Mallorca? Antwort: Mallorca hatte diese Lektion bereits im Jahr 2016 gelernt und fuhr die Bautätigkeit radikal zurück. Kall und andere ländliche NRW-Kommunen werden dies erst nach dem Jahr 2032 begreifen.

Wieso konkret ab dem Jahr 2032? Nun, was lustig daherkommt, hat eine ernsten Hintergrund für uns alle: in Deutschland wird langfristig mit einem Bevölkerungsrückgang gerechnet, um geschätzt 10 Millionen Menschen weniger in den nächsten vierzig Jahren. Wer wird davon überproportional betroffen sein? Natürlich ländliche Regionen wie die Eifel. Nach der derzeitigen Bevölkerungsvorausberechnung des NRW-Wirtschaftsministeriums wird der Kreis Euskirchen zwar bis zum Jahr 2032 noch leicht wachsen, aber ab dann langfristig schrumpfen. Schon 2040 werden laut Prognose weniger Menschen als 2018 im Kreis Euskirchen leben. Gleichzeitig steigt der Anteil der über 65-jährigen um enorme 50% (https://www.land.nrw/de/pressemitteilung/neue-bevoelkerungsvorausberechnung). Diese und andere Prognosen zeigen: wir steuern auf einen gravierenden demographischen Umbruch hin.

Wie reagiert die Politik darauf? Auf Landesebene hat die CDU-FDP-Koalition eine „Entfesselungspolitik“ gestartet, die diese Entwicklung ignoriert und nicht nur nicht zukunftssicher ist, sondern im Widerspruch gegen Notwendigkeiten, geltendes Recht und die erklärte Politik der CDU-SPD-Koalition auf Bundesebene steht. Das Stichwort ist der „Flächenverbrauch“: während auf Bundesebene das notwendige Ziel einer Reduktion des täglichen Verbrauchs an Natur- und landwirtschaftlichen Flächen auf 30 Ha bis zum Jahr 2020 gesetzt wurde (zum Vergleich: 2015 wurden täglich 66 Ha Land verbraucht, angestrebt für 2030 werden 20 Ha Flächenverbrauch pro Tag), verabschiedet sich die NRW-Landesregierung aus der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung und setzt mit ihrem geänderten Landesentwicklungsplan den Kurs auf wachsenden Flächenverbrauch (https://nrw.nabu.de/news/2018/24820.html ). Mit solch realitätsverleugnender Politik können sich Herr Laschet und Herr Pinkwart durchaus mit einem Klimawandel-Leugner wie Donald Trump messen.

"Wir fressen hier Fläche, das muss man so sehen." - Thomas Schiefer, Leiter Stadtentwicklung Mechernich

Wie sieht es auf der kommunalen Ebene aus? Viele Kommunen und Bürgermeister lassen sich von interessengeleiteten Schlagzeilen in die Irre führen. So wirbt das NRW-Wirtschaftsministerium mit der plakativen Aussage „Nordrhein-Westfalen wächst bis 2032 - Überarbeiteter Landesentwicklungsplan reagiert auf Trend“, obschon die dahinter stehenden Zahlen – wenn man sich die Mühe macht mal die Studien zu lesen – eben ein ganz anderes Bild zeigen, siehe oben. Das Institut der Deutschen Wirtschaft aus Köln hat errechnet, dass in den Jahren 2011 bis 2015 die Bautätigkeit im Kreis Euskirchen 50% über dem tatsächlichen Bedarf lag. Es stellt in seinem Kurzbericht „Wohnungsmangel in den Städten, Leerstand auf dem Land“ folgendes fest:

„Während in den Großstädten verfügbare Grundstücke den entscheidenden Flaschenhals darstellen, versuchen in vielen ländlichen Regionen Bürgermeister nach wie vor durch die großzügige Ausweisung von Bauland neue Einwohner anzuziehen. Dies gelingt jedoch kaum, da gerade junge Menschen aufgrund besserer Ausbildungsmöglichkeiten, besserer Infrastruktur und vor allem der besseren Arbeitsmarktchancen in die Städte ziehen. Angesichts der günstigen Finanzierungen werden im ländlichen Raum aber Neubauten gegenüber Altbauten bevorzugt. Damit entstehen neue Leerstände, da die Bevölkerung insgesamt im ländlichen Raum schrumpft, und vor allem veröden zunehmend die Dorfzentren. Durch die Zersiedlung mit neuen Baugebieten wird die Infrastruktur nicht effizient genutzt, was die Kosten für die Kommunen weiter treibt. Auch die Attraktivität der Kommunen sinkt weiter, wenn das Gebiet zersiedelt ist und allenthalben Gebäude leerstehend sind und verfallen.“

 

Das Institut warnt darin ausdrücklich vor der Ausweisung neuer Bauflächen, da damit der durch die demographische Entwicklung immer stärker in den Vordergrund rückende Abbau von Leerstand umso schwieriger wird. Kommunen mit rückläufiger Bevölkerung sollten anstelle neuer Baugebiete an den Ortsrändern die Ortszentren aufwerten und für das Wohnen und Leben attraktiver machen. Brisanz bekommt die Entwicklung auch daher, dass diese Fehlentwicklungen in vielen Landkreisen parallel geschehen, laut Untersuchung in 265 der 402 Landkreise und kreisfreien Städte, nachzulesen in der Studie „Bauwahn auf der grünen Wiese“. Wenn also voraussichtlich nach 2030 zeitgleich in vielen Landkreisen der vorherige Bauboom in grassierenden Leerstand umschlägt und der Anteil der über 65-jährigen auf Rekordniveau steigt, wird der Wettbewerb um junge Familien umso härter. Dabei nimmt laut NRW-Bevölkerungsprognose bis zum Jahr 2040 der Anteil der 19- bis 65-jährigen Einwohner, also die Gruppe der erwerbstätigen Bevölkerung, im Kreis Euskirchen sogar um 16% ab. Vor allem also der Anteil der Bevölkerung, der für den Kauf von Häusern primär in Frage kommt, wird überproportional schrumpfen.

Was bedeutet das für die Kommunen im Kreis Euskirchen? Nach der Deutschland-Studie „Wo lebt es sich am Besten“ der Prognos AG im Auftrag des ZDF rangiert der Kreis Euskirchen in Bezug auf die Lebensqualität im deutschlandweiten Vergleich der kreisfreien Städte und Landkreise nur auf Rang 302 von 401 Regionen. Verwunderlich für einen ländlich geprägten Kreis der Eifelregion ist der niedrige Anteil der Erholungsflächen an der Gesamtfläche und vor allem die Tatsache, dass der Anteil der naturnahen Flächen im Kreis Euskirchen nur ein Viertel des bundesweiten Durchschnittswerts beträgt.

Lebensqualität contra Beton

Wenn die Kommunen im Kreis Euskirchen also langfristig ihre Zukunft sichern wollen, müssen sie in erster Linie attraktivere Wohnorte werden, und nicht in Zeiten billiger Baudarlehen und eines Baukindergelds, dass in den Städten die Wohnungssituation noch verschärft, mit der Karte günstigen Baulands auftrumpfen wollen. Die Frankfurter GmbH Zukunftsinstitut kommt in ihrer Untersuchung „Urbanisierung: die Stadt von morgen“ zum Schluss, dass vor allem die steigende Lebensqualität gut ausgebildete junge Menschen und Familien in die Städte lockt. Gerade Regionen mit geringerer Lebensqualität müssten daher mit massiven Einwohnerverlusten rechnen. Vor allem im Osten Deutschlands hat man nach leidgeprüften Jahren erkannt, was zu tun ist und widmet viel Energie in die Erhaltung der ländlichen Regionen, zum Beispiel in Sachsen unter dem Stichwort „Demografiegerechter Dorfumbau“. Erfolg dieser Maßnahmen: laut dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung sind im Jahr 2017 erstmals mehr Menschen aus Westdeutschland in die ostdeutschen Flächenländer gezogen, als umgekehrt (https://www.bib.bund.de/DE/Service/Presse/2019/2019-01-Go-East-Erstmals-mehr-Umzuege-von-Westdeutschland-in-die-ostdeutschen-Flaechenlaender.html ).

Das Thema betrifft aber mittlerweile alle Bundesländer, wie die Beispiele zum Umgang mit Leerstand in Dörfern vor dem Hintergrund des demographischen Wandels auf den Seiten des „Netzwerk Ländlicher Raum“ zeigen. Auch das Demografie-Portal des Bundes und der Länder weist mit der Publikation „Regionale Schrumpfung gestalten“ in eine völlig andere Richtung, als die Entfesselungspolitik der NRW-Landesregierung mit ihrem ungebremsten Flächenverbrauch und großzügiger Ausweitung von Neubaugebieten in ländlichen Kommunen fataler Weise suggeriert. Mit einem historisch entstandenen Dorf verbinden wir das Bild eines sogenannten organischen Wachstums, das heißt eine Entwicklung, bei der die Dorfstruktur ganz überwiegend aus dem Bedarf der lokalen Bevölkerung über einen langen Zeitraum von Generation zu Generation heranwächst. Ein solches inneres Wachstum entwickelt sich dann parallel zum Ausbau der entsprechenden lokalen Infrastrukturen, von der materiellen Versorgung und Leistungen zur Daseinsvorsorge über Schulen und Dienstleistungen bis hin zu Arbeitsplätzen und Verkehrsnetzen.

Noch mehr Pendler auf Straßen und Schienen?

Demgegenüber ist der Hintergrund der derzeitigen Diskussion zur Ausweisung neuer Baugebiete in unserer Region getragen von der Hoffnung, nachhaltiges Bevölkerungswachstum durch exogene Faktoren zu generieren, nämlich aufgrund des Drucks vieler Arbeitnehmer, den derzeitigen überhöhten Preisen für das Wohnen in der Stadt durch Ausweichen auf das Land zu entgehen. Was dabei außer Acht bleibt, ist das anwachsende strukturelle Missverhältnis zwischen Einwohnerzahlen und dem Angebot an Arbeitsplätzen. Wenn man entlang der Eifelbahnstrecke zunehmend Berufspendler für das Wohnen in den ländlichen Kommunen gewinnen will, bleiben die ertragreichen Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen in den städtischen Regionen, während der Aufwand für Straßenbau, Kanalisation, Strom und andere kommunale Aufgaben wie Schulen, Kitas, Sportstätten und vieles andere mehr von der ländlichen Kommune getragen werden muss.

Anstelle der erhofften „demographischen Rendite“ ernten viele Kommunen daher stattdessen nur eine sogenannte „Kostenremanenz“ (siehe Bertelsmann-Stiftung https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/unsere-projekte/wegweiser-kommunede/projektnachrichten/kommunale-infrastruktur-und-demographie/). Messbar wird eine solche für die Kommunen finanziell bedrohliche Fehlentwicklung zum Beispiel anhand der im Zeitraum 1998 bis 2010 in Deutschland um etwa 12% gestiegenen Siedlungs- und Verkehrsfläche pro Einwohner und der in nur zwölf Jahren sogar um mehr als 25% gestiegenen Länge des Kanalisationsnetzes pro Kopf der Bevölkerung. Eine zentrale Feststellung einer Publikation der Bertelsmann-Stiftung lautet entsprechend: „Weitere Siedlungsexpansion bedeutet Kostensteigerung (!)“. Dieser Zusammenhang wurde bereits vor einigen Jahren in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung „Wenn das Dorf zur Vorstadt wird“ (https://www.sueddeutsche.de/bayern/zuzuege-wenn-das-dorf-zur-vorstadt-wird-1.275809) mit einem Zitat eines kommunalen Vertreters aus dem Speckgürtel um München prägnant so zusammengefasst: „Wachstum muss man sich leisten können.“

Der Versuch, mit der Ausweisung neuer Baugebiete einer Kommune auf die Beine zu helfen, die seit Jahren am Haushaltssicherungskonzept vorbeilaviert, kann sich daher leicht als fataler Irrglaube entpuppen - auf Kosten aller Bürgerinnen und Bürger in der Gemeinde.

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18. März 2019

Besser als eine Elektrifizierung der Eifelstrecke

Coralia iLintFür die weltweiten Anstrengungen, die katastrophalen Folgen des globalen Temperaturanstieges für Natur und Menschen zu begrenzen, ist der Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energieträger die zentrale Maßnahme, kurz „Energiewende“ genannt. Damit verbunden ist der Umstieg auf Elektromobilität, vom Auto über das Flugzeug bis hin zur Bahn. Im Straßen- und Luftverkehr werden dazu in den kommenden Jahren immer mehr Fahrzeuge direkt mit elektrischen Energiespeichern oder hybriden Antriebssystemen ausgerüstet. Bei der Bahn hat diese Elektrifizierung schon sehr viel früher begonnen, bedeutete bislang aber immer eine Ausrüstung der Schienennetze mit Oberleitungen.

Aktuell halten aber auch im Schienenverkehr alternative Antriebstechnologien Einzug, die eine direkte Ausrüstung der Züge selbst mit elektrischen Energiespeichern erlauben. So nahm 2018 mit dem sogenannten Hydrail der erste Wasserstoffzug der Welt in Bremervörde den Linienbetrieb auf und im Harz soll nächstes Jahr der erste Ecotrain der Deutschen Bahn in Betrieb gehen. Das Ecotrain-Konzept erlaubt dabei die Umrüstung bestehender Diesel-getriebener Lokomotiven mit Elektroantrieben. Die elektrische Energie kann dabei in unterschiedlicher Form bereitgestellt werden, zum Beispiel durch eine Batterie, Stromabnehmer oder auch durch Hilfsaggregate, die Treibstoff zur Erzeugung von Strom nutzen, entweder in Form eines Verbrennungsmotors oder auch durch eine Brennstoffzelle, wie z.B. beim Hydrail. Derzeit sind etwa 60% der Bahnstrecken in Deutschland elektrifiziert. Anstelle einer weiteren Elektrifizierung von Strecken erlauben diese zugbasierten Lösungen einen Verzicht auf teure Investitionen für den Ausbau und sparen hohe Kosten beim Unterhalt der Strecken ein. Auch sinkt die Anfälligkeit der Bahnstrecken für Betriebsstörungen durch Unwetter, Netzstörungen oder Kabeldiebstahl. Außerdem kann die Umrüstung der Züge wesentlich schneller erfolgen, als der Ausbau einer ganzen Strecke mit Oberleitungen. Und selbst da, wo bereits Teilstrecken elektrifiziert wurden, können hybride Züge in Form von Dual-Mode- oder Last-Mile-Lokomotiven auf der gesamten Strecke elektrisch angetrieben fahren.

Statt für eine Elektrifizierung der Bahnstrecke sollten sich die Kommunen entlang der Eifelstrecke gemeinsam mit dem VRS vielleicht besser für eine Elektrifizierung der auf dieser Strecke eingesetzten Züge einsetzen. Das würde für Berufspendler und alle anderen Bahnnutzer eine wesentlich schneller umsetzbare und wahrscheinlich auch günstigere Lösung bedeuten. Für Interessierte hier einige Links auf entsprechende Internetseiten:

DB Regio Ecotrain: https://www.dbregio.de/db_regio/view/zukunft/hybridantrieb.shtml

DB Regio Broschüre “Unter Strom”: https://www.dbregio.de/db_regio/view/mdb/db_regio/zukunftswerkstatt/mdb_278211_unter_strom.pdf

Allianz pro Schiene „Alternative Antriebe im Nahverkehr vor dem Durchbruch“: https://www.allianz-pro-schiene.de/presse/pressemitteilungen/alternative-antriebe-im-nahverkehr-vor-durchbruch/

Allianz pro Schiene „Ein Überblick: Innovative Antriebe auf der Schiene“: https://www.allianz-pro-schiene.de/themen/aktuell/innovative-antriebe-auf-der-schiene/

Weser-Kurier „Weltweit erster Wasserstoffzug startet in Bremervörde“: https://www.weser-kurier.de/deutschland-welt/deutschland-welt-wirtschaft_artikel,-weltweit-erster-wasserstoffzug-startet-in-bremervoerde-_arid,1768664.html

 

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12. März 2019

Waldkindergarten in der Gemeinde Kall

Bild von <a href="https://pixabay.com/de/users/AudieJung-1633421/?utm_source=link-attribution&amp;utm_medium=referral&amp;utm_campaign=image&amp;utm_content=2938140">Audie Jung</a> auf <a href="https://pixabay.com/?utm_source=link-attribution&amp;utm_medium=referral&amp;utm_campaign=image&amp;utm_content=2938140">Pixabay</a>Junge Familien und Großeltern in unserer Gemeinde werden es aus eigener Erfahrung wissen: in der Gemeinde Kall gibt es erfreulicherweise einen gestiegenen Bedarf nach Betreuungsplätzen für Kinder im Vorschulalter. Allerdings reicht das Platzangebot in den KiTas der Gemeinde derzeit nicht aus, um den Bedarf vollständig zu decken. Die Gemeinde hat deshalb im vergangenen Jahr bereits einen Kindergarten in Kall durch einen Anbau erweitert und plant weitere bauliche Maßnahmen, mit denen das Angebot an Plätzen in Regelkindergärten erhöht werden soll.

Aber es bietet sich auch die Chance, das Angebot in den Regelkindergärten durch ein anderes pädagogisches Konzept zu ergänzen: nämlich den Wald- oder Naturkindergarten. Diese sehr naturbezogene Form der Pädagogik ist seit 1993 in Deutschland staatlich anerkannt und hat seither große Verbreitung gefunden, mit über 1.000 Waldkindergärten bundesweit und auch in den umliegenden Gemeinden gibt es mehrere entsprechende Einrichtungen. Anfang März haben sich daher die Vorsitzenden aller Ratsfraktionen sowie der Bürgermeister dafür ausgesprochen, dieses Konzept auch für Kall zu prüfen und auf einer Informationsveranstaltung haben sich Vertreter von B90/Grüne und FDP durch die Geschäftsführerin des Waldkindergartens im Freilichtmuseum Kommern, Manuela Bornkessel, das Konzept näher erläutern lassen. In Absprache mit den Beteiligten soll das Thema nun im Sozialausschuss weiter verfolgt werden. Sofern das Konzept Zustimmung findet, könnte nach entsprechender Planungsarbeit, sowie baulichen und personellen Vorbereitungen nach Sommer nächsten Jahres ein Wald- oder Naturkindergarten in Betrieb gehen. Wer mehr zum pädagogischen Konzept erfahren möchte, findet ausführliche Informationen beim Bundesverband der Natur- und Waldkindergärten unter https://bvnw.de/.

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01. März 2019

Am 8. März 2019: Infoabend zum Thema Waldkindergarten in Kall

In der Gemeinde Kall besteht großer Bedarf nach zusätzlichen Betreuungsplätzen in Kindertagesstätten. Auch wenn steigende Kinderzahlen aus Sicht der Gemeinde natürlich sehr erfreulich sind, bedeutet das nicht gleichermaßen mitwachsende Angebot an Betreuungsplätzen für viele Eltern eine merkliche Einschränkung im Alltag oder verursacht einen hohen organisatorischen Aufwand. Nachdem im Jahr 2018 bereits ein Kindergarten in Kall durch einen Anbau erweitert wurde, bestehen jetzt weitere Überlegungen vorhandene Kindergärten oder Gebäude durch Umbau so umzurüsten, dass zusätzliche Vorschulkinder betreut werden können. Ob die Situation damit für alle Eltern befriedigend gelöst werden kann ist dabei offen, denn selbst wenn es gelänge, die Zahl der KiGa-Plätze rechnerisch dem aktuellen Bedarf anzugleichen, ergeben sich Anforderungen aus dem Bedarf nach unterschiedlichen Öffnungszeiten und der Erreichbarkeit der einzelnen Einrichtungen, insbesondere wenn Geschwisterkinder Plätze in verschiedenen Kindergärten erhalten sollten. Gleichzeitig gibt es Eltern im Gemeindegebiet, die ihre Kinder bislang nicht aufgrund des mangelnden Platzangebots täglich in Einrichtungen außerhalb unserer Kommune bringen, sondern weil ihre Wünsche nach besonderen pädagogischen Angeboten wie Montessori-, Waldorf-, Wald- oder Naturkindergärten in der Gemeinde Kall bislang nicht erfüllbar sind.

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Gemeinderat Kall möchte daher die Einrichtung eines Waldkindergartens im Gemeindegebiet Kall zur Diskussion stellen. Damit ließen sich verschiedene Aspekte vereinen: zum einen stellt das Konzept des Waldkindergartens nicht nur eine quantitative sondern vielmehr auch eine qualitative Erweiterung des Angebots an Kita-Plätzen dar. Ein Waldkindergarten ergänzt nicht nur einfach an seinem Lageort das Angebot an Betreuungsplätzen, er stellt vielmehr ein Angebot dar, das über die Ortsgrenze hinaus auch für Eltern umliegender Ortschaften attraktiv wäre. Damit kann er zur Abmilderung von Kapazitätsengpässen in der Fläche beitragen. Und bei der Ausgestaltung einer Betriebsstätte gibt es womöglich mehr Möglichkeiten, als alleine durch den Umbau bestehender Kindergärten besteht. In erster Linie aber ist das Konzept eines Waldkindergartens an und für sich so interessant und bietet für viele Kinder eine so tolle Art der Beschäftigung, dass es sich lohnt mehr darüber zu erfahren.

Daher laden wir interessierte Eltern zu einem Infoabend zum Thema Waldkindergarten ein, am Freitag, 08. März 2019, um 19 Uhr im Aktivpark Kall. Wir haben dazu Frau Manuela Bornkessel von der Kita Router gGmbH aus Erftstadt als Referentin eingeladen. Die gemeinnützige Gesellschaft ist ein anerkannter Träger der freien Jugendhilfe und betreibt acht Wald- und Naturkindergärten für Kinder im Alter von 2-6 Jahren, darunter auch den Waldkindergarten Zwergenwald im LVR Freilichtmuseum Kommern. Als Geschäftsführerin der Kita Router gGmbH wird Frau Bornkessel rund um den Tagesablauf und die Betriebspraxis eines Waldkindergartens berichten und Fragen beantworten.

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24. November 2018

„Frankfurter Erkärung - Aktuelles Artensterben erreicht erdgeschichtliche Ausmaße“


Vor dem Hintergrund des erschreckenden Artensterbens hat sich auf Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Mitte des Jahres eine Gruppe renommierter Wissenschaftler getroffen. Die mehr als zwanzig Professorinnen und Professoren wenden sich mit einem eindringlichen Appell - der „Frankfurter Erklärung“ - an die Öffentlichkeit, und fordern konkrete Schritte. Nachfolgend einige Zitate hieraus, die den dringenden Handlungsbedarf zur Rettung unseres Naturraums verdeutlichen:

„Das aktuelle Artensterben erreicht Verlustraten, wie sie nur von den großen Massenaussterbeereignissen der Erdgeschichte bekannt sind. Dies führt auch zu einem Verlust an Ökosystemleistungen, der weltweit immense volkswirtschaftliche Schäden nach sich zieht. … Auch in Deutschland haben Biodiversitätsverlust und Bestandsverlust vieler Arten dramatische Ausmaße angenommen. Viele Studien … belegen einen massiven Artenverlust ... Besondere Aufmerksamkeit hat Ende 2017 die „Krefelder Studie“ erreicht, die … für zahlreiche Naturschutzgebiete einen Rückgang der Biomasse von Fluginsekten um über 70% ermittelt hat. Der „stumme Frühling“ scheint in Teilen Deutschlands bereits Realität. …

Die in Frankfurt versammelten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sehen für Deutschland höchsten Handlungsbedarf, denn trotz vieler Rechtsvorschriften, Programme und Maßnahmen (z.B. Biodiversitätsstrategie, … ökologische Ausgleichsmaßnahmen) hält der Trend des Artenverlustes unverändert an. Das in der EU-Biodiversitätsstrategie festgelegte Ziel, den Verlust der biologischen Vielfalt bis 2020 zu stoppen, liegt in weiter Ferne; bereits das frühere 2010-Ziel wurde nicht erreicht. Die Wissenschaft will Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland gezielt unterstützen, um durch gemeinsames Handeln eine Trendumkehr zu ermöglichen. … Um sowohl den Biodiversitätsverlust einschließlich seiner gesellschaftlichen Ursachen und seiner Konsequenzen für den Menschen zu erfassen und eine Trendwende einzuleiten wird empfohlen, dass [man] das gesamte sozial-ökologische System in den Blick nimmt und konsequent einen inter- und transdisziplinären Ansatz verfolgt. … Entsprechend sollte die Initiative auch von einer breit angelegten Kommunikations- und Bildungsoffensive begleitet sein. Frankfurt, 8.6.2018“

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen bereitet derzeit Anträge an den Gemeinderat Kall vor, mit denen solche von den Wissenschaftlern geforderten konkreten und übergreifenden Maßnahmen eingeleitet werden sollen, um den Schutz der Pflanzen- und Tierwelt in unserer Gemeinde nachhaltig zu verbessern.

www.artensterben.de