25. Oktober 2015
Gesundheitskarte für Flüchtlinge?
Als erstes Flächenland ermöglicht NRW die Einführung der Gesundheitskarte für Flüchtlinge auf kommunaler Ebene. Dazu wurde ein entsprechender Rahmenvertrag zwischen dem Land und insgesamt sieben Krankenkassen geschlossen, dem die Kommunen nun beitreten können.
Wir vertreten allerdings die Auffassung, dass jede Gemeinde immer noch selber entscheiden sollte, wie sie sich in bestimmten Fragen organisiert, ob sie dem Rahmenvertrag der Gesundheitsministerin Frau Steffens beitritt oder nicht. Anderenfalls wird die kommunale Selbstverwaltung nicht gestärkt, sondern mal wieder ausgehebelt.
Verbessern die in der Präambel zu Rahmenvertrag aufgeführten Zielsetzungen wirklich die momentane Situation? Sollte dies nicht der Fall sein, so sehen wir keine Notwendigkeit die Gesundheitskarte in der zurzeit geplanten Form einzuführen.
So heißt es in der Präambel zur Rahmenvereinbarung:
Der Zugang zum Gesundheitssystem soll durch die Nutzung einer Gesundheitskarte vereinfacht werden und Gemeinden nachhaltig von Verwaltungsaufgaben entlasten.
Nach unserer Auffassung hat sich das jetzige System bewährt, alle Beteiligten, die Ärzteschaft und die Gemeindeverwaltungen arbeiten gut zusammen und die Gesundheitsversorgung ist nach Aussagen aller Beteiligten zufriedenstellend. Seit Jahren arbeiten die jeweiligen Abteilungen der Verwaltungen Hellenthal, Schleiden und Kall zur
vollsten Zufriedenheit der Betroffenen. Dies wird auch von den behandelten Ärzten bestätigt. Wir brauchen gerade jetzt verantwortungsvolle und engagiert arbeitende Kollegen, dies erreichen wir nicht, indem wir ihre Kompetenzen beschneiden und sie dadurch demotivieren. Warum sollte man ein System ändern, dass funktioniert?
Ein weiterer Vorteil des Rahmenvertrages soll sein:
Die Wirtschaftlichkeit der Gesundheitsversorgung soll erhöht werden.
Durch die Gesundheitskarte wird eine Situation geschaffen, durch die nicht kontrollierbare Kosten auf die Gemeinde zukommen können. Wirtschaftlich ist diese Karte in erster Linie für die Ärzteschaft und die Krankenkassen ein Gewinn, diese minimieren ihre Verwaltungskosten und der Zugang zu ärztlichen Leistungen könnte auch über den tatsächlichen Bedarf hinaus erleichtert werden.
Darüber hinaus gießen wir mit der Gesundheitskarte für Flüchtlinge möglicherweise Öl ins Feuer. Denn so lange Mitmenschen, die auch einen Anspruch auf Anerkennung haben – Sozialhilfeempfänger, Basis-Privatversicherte, hier viele Ältere sowie Obdachlose -- nur einen eingeschränkten Zugang zur Gesundheitsversorgung haben, besteht Gefahr das die Ausgewogenheit in Frage stellt wird.
Wenn die Gesundheitskarte weder für die Gemeinde noch für die Flüchtlinge Vorteile mit sich bringt, sondern im Gegenteil nur unkalkulierbare Risiken schafft, dann sollte sie auch nicht von der Gemeinde eingeführt werden.
Jetzt gilt es, die überaus positive Willkommenskultur auf lange Zeit zu
erhalten. Eine gute Verwaltungsstruktur und eine kontinuierliche ehrenamtliche Unterstützung sind in Kall vorhanden und dafür sind wir dankbar und daran wollen wir nach Möglichkeit nichts ändern, die Einführung einer Gesundheitskarte würde zum jetzigen Zeitpunkt die Situation der Flüchtlinge keinesfalls verbessern. Daher vertritt unsere Fraktion die Auffassung, es bei dem bisherigen bewährten System zum Vorteil aller Beteiligten zu belassen.