Sie waren Nachbarn, die Kinder gingen mit den anderen in die gleiche Schulklasse, sie waren aktiv in den Vereinen und liebten ihren Heimatort: Menschen jüdischen Glaubens in Kall, tief verwurzelt und beheimatet im Ort. Der von den Nationalsozialisten entfesselte Holocaust vernichtete dieses jüdische Leben. Die Kaller Synagoge und Wohnhäuser wurden verwüstet, Menschen jüdischen Glaubens mussten aus Kall fliehen, wurden deportiert und ermordet.
Um die Erinnerung an diese Menschen jüdischen Glaubens in Kall zu bewahren und lebendig zu halten und um aus der Geschichte die richtigen Schlüsse für heutiges Handeln ziehen zu können, wurde in Kall auf Initiative des Ortsverbandes Bündnis 90 / Die Grünen ein "Arbeitskreis Stolpersteine" gegründet. Schulen, Vereine, politische Institutionen, die beiden Kirchen und Interessierte aus dem Gemeindegebiet sind zusammen gekommen und haben über ein Jahr lang das Schicksal der Kaller Juden recherchiert.
Zur Erinnerung und als Ehrung für die Kaller Juden, die Opfer des Nationalsozialismus wurden, werden nun am Freitag, 31. August 2012 in Kall 23 Stolpersteine durch den Künstler Gunter Demnig verlegt. Die Verlegung startet um 9 Uhr mit einer zentralen Veranstaltung an der VR-Bank, Aachener Str. 14-16, wo u.a. auch der Aachener Rabbiner Mordechai Bohrer Grußworte und ein Gebet sprechen wird. Dort werden auch die ersten Stolpersteine in Erinnerung an Siegfried, Johanna und Julia Katz sowie Isaak und Rosalia Roer verlegt. Anschließend werden gegen 9.45 Uhr in der Aachener Str. 26 Stolpersteine verlegt für Hedwig, Ella, Norbert, Ruth, Hildegard und Esther Nolting, Erich und Julia Levy sowie Norbert und Selma Nathan. Auf dem Büchel 22 (Verlegung ca. 10.15 Uhr) lebten Selma und Gisela Vohs, in der Aachener Str. 65 (im damaligen Barbara-Kloster, wo sich heute der Parkplatz des Berufskollegs befindet) Hermann Nathan (Verlegung ca. 10.45 Uhr). Abschließend, gegen 11.1 5 Uhr, werden die Stolpersteine in der Gemünder Str. 9 für Isaak, Jenny und Richard Katz, Karola Rosenbaum und Esther Bergstein verlegt.
Die Verlegung von "Stolpersteinen" ist eine Idee des Künstlers Gunter Demnig. Stolpersteine sind Pflastersteine, die in eine Straße oder auf dem Bürgersteig verlegt werden, i.d.R. vor dem Haus, in dem ein Opfer des Nationalsozialismus seinen selbst gewählten letzten Wohnsitz hatte. Jedes Opfer erhält einen eigenen Stein. Gedacht wird mit diesem Projekt aller ermordeten Opfer des Nationalsozialismus sowie überlebender Angehöriger, denen man mit ihren Familien gemeinsam gedenken möchte. Die Stolpersteine erhalten eine Messingplatte, auf der Angaben zur Person verzeichnet sind. Die Finanzierung der 23 Stolpersteine ist in Kall von Paten übernommen worden. Über 30.000 Stolpersteine sind mittlerweile in über 600 Orten in vielen europäischen Ländern verlegt worden.
Der Arbeitskreis Stolpersteine Kall lädt alle Interessierten herzlich zur Teilnahme an der Verlegung der Stolpersteine ein. Weitere Informationen und Kontakt: Georg Toporowsky, Forum Vogelsang, 53937 Schleiden, Tel.: 02444 / 9157927.